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Spezial­sprechstunden

Im SPZ ist Spezialisierung ein sehr wichtiger Aspekt, da bei uns auch seltenere Erkrankungen und Störungen häufiger vorkommen. Im Laufe der Jahre haben wir immer mehr Teams gebildet, die sich auf bestimmte Fragestellungen spezialisiert haben. Für die betroffenen Kinder und ihre Familien ist dies ein großer Gewinn, weil sie sonst  oft mit speziellen Problemen auf sich gestellt sind.

Frühgeborenen-Nachsorge

Im Auftrag des Christlichen Kinderhospitals Osnabrück führt das SPZ Nachsorgeuntersuchungen aller Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g durch, die in Osnabrück geboren wurden. Jene, die mit einem Geburtsgewicht unter 1000 g zur Welt kamen, werden im Rahmen der S3 Leitlinie zur Frühgeborenennachsorge nach einem vorgegebenen Protokoll im korrigierten Alter (bezogen auf den errechneten Geburtstermin) von 6 Monaten, 12 Monaten, 2 Jahren, 3 Jahren sowie mit 5 Jahren untersucht. Für solche Frühgeborenen, die mit einem Geburtsgewicht zwischen 1000 g und 1500 g geboren wurden, bieten wir Nachsorgen im korrigierten Alter von 6 Monaten, 2 Jahren und 5 Jahren an. Natürlich können auch andernorts geborene Frühgeborene oder solche, die die ersten Untersuchungen nicht oder an anderer Stelle erhalten haben, bei uns angemeldet werden.

Die Untersuchungen dienen der frühen Erkennung und Behandlung von Bewegungsstörungen, Entwicklungsstörungen oder später Verhaltens- oder Schulleistungsschwierigkeiten, für deren Entwicklung bei sehr unreifen Frühgeborenen ein erhöhtes Risiko besteht. Der erste Termin für die in Osnabrück geborenen Kinder wird in der Regel bereits vor der Entlassung des Kindes aus der Betreuung des Christlichen Kinderhospitals durch die Kolleg:innen dort vereinbart, zu den Folgeterminen lädt das SPZ die Eltern ein.

Wir benötigen jeweils eine Überweisung durch den Kinderarzt und bitten darum, zum Termin vorhandene medizinische Unterlagen (Arztbriefe, gelbes Vorsorgeuntersuchungsheft und anderes) mitzubringen. Finden sich in unseren Untersuchungen Hinweise auf Entwicklungsverzögerungen, neurologische Störungen oder sonstige Auffälligkeiten, so können wir unsere Diagnostik jeweils erweitern, zusätzliche Termine anbieten und gezielte, auf das Kind abgestimmte Förderungs- und Therapiemöglichkeiten vorschlagen bzw. in Absprache mit den Eltern und gegebenenfalls anderen Institutionen erarbeiten. Es ist unser Anliegen, frühgeborenen Kindern auch im Verlauf optimale Bedingungen für einen guten Start ins Leben zu erhalten oder zu schaffen.

Regulations-Sprechstunde

Die Sprechstunde für frühkindliche Regulationsstörungen richtet sich an Eltern mit Säuglingen oder Kleinkindern zwischen 0 und 3 Jahren. In diesem Lebensalter treten häufig Störungen der frühen Verhaltensregulation auf, dass heißt Schrei-, Schlaf- oder Fütterstörungen, aber auch starkes Trotzverhalten. Diese Symptome, die auch mehrere Funktionsbereiche gleichzeitig betreffen können, werden unter dem Begriff der „Regulationsstörungen“ zusammengefasst. Sie können krisenhaft verlaufen und die Eltern oder Familien dann erheblich belasten, so dass schnelle Hilfe wichtig ist.
Für diese stehen im SPZ mehrere in der Beratung bei Regulationsstörungen erfahrene Psychologinnen zur Verfügung. Nach Anmeldung erhalten die Eltern möglichst innerhalb der nächsten 2 bis 4 Wochen einen Termin zur psychologischen Beratung, die häufig als hilfreich und entlastend empfunden wird. Eine Überweisung der Kinderarztpraxis wird benötigt, eine kinderärztliche Untersuchung erfolgt beim Erstkontakt nicht, wird im Bedarfsfall aber zusätzlich veranlasst.

Epilepsie

Eine Epilepsie im Kindes- und Jugendalter kann mit Einschränkungen in der Entwicklung, emotionalen und Verhaltensproblemen, sozialer Ausgrenzung und nicht zuletzt einer ganz veränderten familiären Situation einhergehen.

In der Epilepsie-Sprechstunde setzt sich das Team aus Psychologie (Herr Mühlenstrodt) und Kinderneurologie (Frau Dr. Bajaj) mit den vielfältigen Anliegen von Kindern und Jugendlichen mit Epilepsie auseinander.
Die betroffenen Kinder und ihre Familien können zunächst ausführlich erzählen und vorherige Berichte werden gesichtet. Es findet eine kinderneurologische Untersuchung und ein Wach-EEG statt, bei Bedarf kann auch ein Schlaf-EEG abgeleitet werden. Weitere Diagnostik kann veranlasst und eine (medikamentöse) Therapie begleitet werden.

Zudem kann eine (neuro-)psychologische Diagnostik zu Funktionen wie den Gedächtnisleistungen, Schulleistungen oder dem kognitiven Entwicklungsniveau aber auch zur emotionalen Situation des Kindes erfolgen. Dabei sollen alle Faktoren, die hierauf Einfluss haben, wie zum Beispiel psychische Faktoren, Medikation, die Form der Epilepsie und so weiter, berücksichtigt werden. Weiter kann den Kindern auch Wissen rund um das Thema Epilepsie vermittelt werden, um einen selbstbewussten Umgang zu fördern. Auch die Eltern können zu Themen, wie etwa einer entstandenen „Sonderrolle“ des Kindes, unterstützt werden.

Aus unserem SPZ können auch weitere Berufsgruppen, wie zum Beispiel Logopädinnen, Ergotherapeutinnen und vor allem unser Sozialdienst, hinzugezogen werden. Gemeinsam kann nach weiteren Hilfsmöglichkeiten geschaut werden. Bei Bedarf tauschen wir uns gern mit Lehrer:innen oder Erzieher:innen aus.

Orthopädie/Kinderneurologie

Bei vielen Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Erkrankungen oder komplexeren Behinderungen ist eine kinderorthopädische Mitbetreuung erforderlich. Oft ist es sinnvoll, dass diese in die SPZ-Betreuung eingebettet ist, um im interdisziplinären Team mit Kinderärzt:innen, Therapeut:innen, sowie Orthopädie- und Rehatechniker:innen die verschiedenen fachlichen Perspektiven zusammen zu bringen. Dabei geht es um eine bestmögliche, teilhabeorientierte Versorgung und die umfassende Beratung und Entscheidungsfindung gemeinsam mit den Sorgeberechtigten (und ggf. dem Kind).

Dafür bieten wir verschiedene ärztliche Sprechstundenformate an, bei denen wir Herrn Dr. Limbrock als langjährig erfahrenen Kinderorthopäden hinzuziehen. Oftmals erfolgen die Termine gemeinsam mit Ärzt:innen und/oder Therapeut:innen des SPZ, bei Fragen zu orthopädischen Operationen zusätzlich noch unter Beteiligung von Herrn Dr. Apel aus dem Christlichen Kinderhospital Osnabrück oder Herrn Dr. Senst aus der Schön Klinik Hamburg-Eilbek (je 2 Mal jährlich). In allen Sprechstunden können darüber hinaus Orthopädietechniker:innen hinzugezogen werden.

Die Termine mit kinderorthopädischer Beteiligung sind auf die gemeinsamen Fragestellungen ausgerichtet und auf etwa 30 Minuten begrenzt. Daher sehen wir in dieser Sprechstunde in der Regel nur Kinder, die bereits zuvor einen Termin im SPZ gehabt haben.

Syndrome

Als Syndrom bezeichnet man die Kombination bestimmter Merkmale und Befunde, die eine gemeinsame Ursache haben. Syndrome sind überwiegend genetisch bedingt, das Down-Syndrom (Trisomie 21) ist eines der häufigsten und wohl das bekannteste. Für diese Kinder bieten wir seit vielen Jahren eine Sprechstunde an. Weitere Sprechstunden für genetische Syndrome sind im Verlauf hinzugekommen, darüber hinaus auch Sprechstunden für Kinder mit fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD), mit Fehlbildungen der Arme und Hände (Dysmelien) und mit Fehlbildungen des Rückenmarks (Spina bifida).

Diese Sprechstunden werden jeweils von einer Fachärztin mit entsprechender Spezialisierung geleitet, je nach Bedarf ergänzt durch weitere Teammitglieder. Gegebenenfalls werden auch externe Spezialist:innen hinzugezogen.

Schmerz-Sprechstunde

Chronische Schmerzen treten bei etwa 5 % aller Kinder und Jugendlichen auf und können zu Fehlzeiten in der Schule, Rückzug von Freunden und Traurigkeit führen. Am häufigsten sind in diesem Alter Kopf- und Bauchschmerzen, seltener Schmerzen des Bewegungsapparates. Unter den Schmerzen leiden oft nicht nur die Kinder selber, sondern auch die gesamte Familie.

In der Sprechstunde für chronische Schmerzen erhalten betroffene Kinder und Jugendliche und deren Familien Unterstützung von einem Team aus Ärztinnen und Psychologinnen und ggf. weiteren Mitarbeiter:innen unseres SPZ-Teams.

In Diagnostik und Beratung berücksichtigen wir körperliche, psychologische, soziale und biologische Faktoren. Wir entwickeln gemeinsam ein Modell der Entstehung und Aufrechterhaltung der chronischen Schmerzen und erarbeiten  Hilfs- und Umgangsmöglichkeiten.

Hilfsmittel

Die Hilfsmittelversorgung bei Kindern mit Behinderungen ist eine herausfordernde Aufgabe und umfasst ein ausgesprochen breites Spektrum, von kleinen Alltagshilfen wie Griffanpassungen bis hin zu technischen Großgeräten wie Elektrorollstühlen. Hilfsmittel kommen vor allem in den Bereichen Aufrichtung, Mobilität, Transport, Lagerung, Pflege, Kommunikation, Aktivitäten des täglichen Lebens und Training zum Einsatz, hinzu kommen die „körpernahen“ Hilfsmittel wie Einlagen, Orthesen (Schienen) oder Korsette.

Die Hilfsmittelsprechstunde soll einen bestmöglichen Versorgungsprozess gewährleisten. Dieser beginnt mit der Beratung und Bedarfsermittlung, je nach Hilfsmittel oft gefolgt von einer Erprobung vor Ort oder zu Hause. Nach Umsetzung der Versorgung ist diese abzunehmen und gegebenenfalls anzupassen, im weiteren Verlauf dann auch zu kontrollieren.

Das „Hilfsmittel-Team“ des SPZ ist ärztlich, physiotherapeutisch und ergotherapeutisch besetzt und zieht für die Sprechstunde meist Orthopädie- und/oder Reha-Techniker:innen hinzu; dies erfolgt in Absprache mit den Familien, die natürlich die freie Versorgerwahl haben. Auch die behandelnden Therapeut:innen der Kinder sind willkommen.

Wir unterstützen die Familien auch in der Argumentation gegenüber den Kostenträgern, einschließlich Widerspruchsverfahren, bei von uns rezeptierten Hilfsmitteln.
Unser Ziel ist es, unsere Patient:innen zur Umsetzung eines angemessenes Behandlungsplans und für eine bestmögliche Teilhabe individuell mit den dazu benötigten Hilfsmitteln zu unterstützen, zugleich aber auch falsche und nicht zielführende Versorgungen zu vermeiden.

Handsprechstunde

In der Handsprechstunde besteht die Möglichkeit, bei Kindern mit unilateraler Beeinträchtigung den spontanen Einsatz der betroffenen Hand mit dem Assisting Hand Assessment (AHA) in teilstandardisierten Spielsituationen zu erfassen und entsprechende Therapieindikationen daraus abzuleiten. Bei beidseitig betroffenen Kindern kann je nach Intensität der Problematik die Beurteilung aus freien Beobachtungen oder in Anlehnung an das AHA erfolgen.

Bei manchen Kindern ist die Versorgung mit einer Silikonhandorthese oder einer Lagerungsorthese indiziert. Orthesen aus Silikon bieten durch die Eigenschaften des Materials sowie die individuelle Anpassung der Materialstärke deutlich mehr Möglicheiten, die Hand im Alltag effektiv als Assistenzhand einzusetzen. Zusammen mit einem Orthopädietechniker/einer Orthopädietechnikerin ermitteln wir eine möglichst funktionelle Stellung der Hand und begleiten den Prozess bis zur Abnahme der fertigen Orthese. Zur Überprüfung der getroffenen Maßnahmen werden die Kinder nach einigen Monaten erneut im SPZ vorgestellt. Bei auftretenden Schwierigkeiten erhalten die Familien kurzfristig einen Termin in der Handsprechstunde. Zusätzlich beraten wir betroffene Familien bezüglich Fördermaßnahmen und Hilfsmitteln im Alltag.

Eine ergotherapeutische Beurteilung und Beratung zu beeinträchtigten Handfunktionen und deren Auswirkungen im Alltag kann auch bei anderen Erkrankungsbildern stattfinden.

Unterstützte Kommunikation

Die Sprechstunde für unterstützte Kommunikation richtet sich an Kinder, welche aufgrund verschiedener Ursachen (noch) nicht oder nur unzureichend über Lautsprache verfügen und im Laufe ihrer Entwicklung für eine bestimmte Zeit oder langfristig auf alternative, unterstützende und/oder ergänzende Kommunikationsmittel zusätzlich zur Lautsprache angewiesen sind.

Zwei Grundsätze der unterstützten Kommunikation bestehen darin, zum einen eine größtmögliche Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe zu erreichen und zum anderen das Grundbedürfnis nach Kommunikation zu erfüllen.

In der Sprechstunde für unterstützte Kommunikation (UK) bieten wir die Möglichkeit gemeinsam mit der Familie, Therapeut:innen sowie wichtigen Bezugspersonen neue Wege zur verbesserten Kommunikation mit dem Kind zu finden. Wir erproben elektronische sowie nicht-elektronische Hilfsmittel zur Kommunikation und begleiten die Anschaffung, Anpassung im Alltag sowie die weitere (therapeutische/pädagogische) Nutzung in verschiedenen Lebenskontexten. Teilweise beziehen wir dabei externe UK-Berater:innen mit ein.

Die UK-Sprechstunde findet unter sprachtherapeutischer sowie ärztlicher Leitung statt, wobei für ergo- und physiotherapeutische sowie sozialrechtliche Aspekte die entsprechenden Teammitglieder des SPZ hinzugezogen werden (können). Bei Interesse an einer Vorstellung in der UK-Sprechstunde können Eltern sich zwecks Anmeldung im SPZ an ihre/n Kinderarzt/-ärztin wenden.

Autismus-Diagnostik

Im SPZ führen wir Autismus-Diagnostik nur für kleine, noch nicht (oder nur wenig) sprechende Kinder durch sowie in Einzelfällen für uns schon bekannte ältere Kinder, die von einer Behinderung betroffen sind. Solche Kinder hingegen, die schon ganze Sätze sprechen und/oder in der Schule sind, können im Hause in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgestellt werden.

Unser SPZ-Autismus-Team besteht aus Psychologinnen, Ärztinnen, einer Logopädin und einer Sozialarbeiterin. Im Ersttermin werden die Kinder von einem Team aus Ärztin und Psychologin untersucht. Je nach Eindruck und Ergebnis folgen weitere Termine zur Entwicklungsdiagnostik, zur spezifischen Autismus-Diagnostik (z.B. ADOS 2), zur logopädischen Untersuchung und Beratung sowie zur Sozialberatung. Auch weitere medizinische Untersuchungen schließen sich häufig an, wie z. B. die Ableitung eines EEGs oder eine genetische Untersuchung. Im Rahmen der Sozialberatung unterstützen wir die Eltern dabei, geeignete Therapie- und Kindergartenplätze zu finden und erläutern ihnen ihre sozialrechtlichen Ansprüche.

Bei den sehr jungen Kindern, mit denen wir uns befassen, liegt unsere Hauptaufgabe darin, eine Autismusspektrumstörung von anderen Entwicklungsstörungen abzugrenzen und zutreffende Diagnosen zu stellen. Dazu haben wir uns umfassend weitergebildet und verfügen über weitreichende Kompetenzen sowohl im Bereich der Autismusspektrumstörungen, als auch im Bereich der Entwicklung und ihrer Störungen im Allgemeinen. Dies ermöglicht es uns, ein umfassendes Bild vom Kind und seiner Schwierigkeiten im Alltag zu erhalten. Unser langfristiges Ziel ist dabei immer, die Teilhabe der Kinder zu gewährleisten und zu verbessern.

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